Konzertdetails

Fürchte dich nicht

 

Hell strahlt sie – die mitteldeutsche Barockmusik, der sich Hans-Christoph Rademann wie kaum ein anderer verschrieben hat. Mit Johann Sebastian Bach als funkelndem Leitstern ist der musikalische Kosmos dieser Epoche und Region schier unermesslich. Tief im Glauben verwurzelt haben die Werke doch immer auch eine gewisse höfische Pracht (von der uns im Konzert ganz konkret Instrumentalwerke des Dresdner Meistergeigers Johann Georg Pisendel künden) und versetzen die Seele nicht nur mit ergreifenden Melodien, sondern oft auch ganz handfest mit tänzerischer Leichtigkeit in Schwingung.

 

"Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir" (BWV 131) komponierte Johann Sebastian Bach in seiner Mühlhausener Zeit. Wohl als Trauergesang auf den großen Stadtbrand zu verstehen, ist der genaue Zusammenhang der Uraufführung bis heute ungeklärt. Als wahrscheinlich gilt ein Bußgottesdienst im Gedenken an die Opfer des Flammeninfernos. Die kleine, beinahe kammermusikalisch anmutende, Besetzung vertont die Zeilen des 130. Psalms. Wie es in seinen Kantaten üblich ist, reflektieren die Arien mit Strophen aus Ringwaldts "Herr Jesu Christ, du höchstes Gut". Auffällig ist die – von Bach gewünschte – Besetzung mit nur einer Violine, dafür zwei Violen: Der ungewöhnlich dunkle Klang betont den Text umso mehr.


Gregorio Allegris "Miserere" ist die wohl berühmteste A-cappella-Vertonung des 51. Psalms. Allegri schrieb es wohl in den 1630er-Jahren als päpstlicher Kapellsänger. Mythen und Legenden umranken das Werk: Der 14-jährige Mozart soll das Stück bei einem Romaufenthalt gehört und, trotz Androhung der Exkommunizierung, zu späterem Zeitpunkt aus dem Gedächtnis rekonstruiert haben. Das Werk an sich ist eher einfach aufgebaut: das Miserere besteht aus einem recht schlichten falsi bordoni Satz für neun Stimmen, die sich auf zwei Chöre verteilen. Berühmt und berüchtigt ist die Stelle, die (wohl durch einen Übertragungsfehler) das dreigestrichene c erreicht.

 

Die Namensgeberin des Konzert, die Motette "Fürchte dich nicht" (BWV 228), wurde für eine Beerdigung geschrieben. Die Kompositionszeit und -Ort sind bis heute umstritten: bislang auf 1726 auf Bachs Leipziger Zeit datiert, weist die Stilistik des Werks wohl auf eine frühere Schaffung in Weimar hin. Nr. 1 rezitiert Jesaias ersten Vers; gefolgt vom zweiten Vers in Nr. 2, in dem eine meisterhafte Fuge beginnt. Interessant ist die Ähnlichkeit (sowohl thematisch, als auch musikalisch) zwischen dem chromatischen Grundmotiv, das an die Schlussarie aus Bachs Kantate "Widerstehe doch der Sünde" (BWV 54) erinnert. Beinahe grandios mutet die Steigerung an, die sich von "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen" bis zur finalen Aussage "Ich bin dein, weil du dein Leben gegeben" zieht.

Johann Sebastian Bach 1685–1750
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir

Fürchte dich nicht

 

und Werke von

 

Johann G. Pisendel 1687–1755

Gregorio Allegri 1582–1652

 

Catalina Bertucci Sopran
Jaro Kirchgessner Altus
Georg Poplutz Tenor
Martin Schicketanz Bass

 

Dresdner Kammerchor
Dresdner Barockorchester
Hans-Christoph Rademann Leitung

 

Termin

Mo 06. NOV 2023 / 19:30 Uhr / Dresden/ Annenkirche

Tickets

€ 29/22 (erm. € 25/18) / € 9 Junges Ticket (bis 27 J.) / € 5 Juniorticket (bis 14 J.)

office[at]dresdner-kammerchor.de

+49 (0)351 80 44 100

reservix.de

 

Biografien

Catalina Bertucci

Die chilenisch-italienische Sopranistin Catalina Bertucci hat sich mit ihrer strahlenden warmen Stimme schnell einen Namen gemacht. Als Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe, wie des 3. Internationalen Gesangswettbewerbs „Vokal genial“ in München und des 35. Internationalen Musikwettbewerbs Dr. Luis Sigall in Viña del Mar (Chile) konnte sie schon früh auf ihr außerordentliches Talent aufmerksam machen.

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Jaro Kirchgessner

Der Countertenor Jaro Kirchgessner, geboren 1997 in Neustadt an der Aisch in Mittelfranken, erhielt seine grundlegende musikalische Ausbildung im Windsbacher Knabenchor, in dem er damals schon regelmäßig solistisch tätig war. Seitdem verbrachte er ein Jahr an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl bei Birgit Ströbel-König und studierte bei Professor Hartmut Zabel an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.

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Georg Poplutz

Poplutz gehört zu den vielgefragten Interpreten in der Barockmusik, insbesondere auch als „Evangelist“. Er hat an zahlreichen Rundfunk- und aktuell mehr als 100 CD- bzw. DVD-Aufnahmen als Solist mitgewirkt. Darunter sind einige Kantaten für die J.S.Bach-Stiftung St. Gallen mit Lutz, Bachs Oratorien mit Otto und zahlreiche Werke für die Heinrich-Schütz-Gesamtaufnahme mit Rademann, mit der er 2020 mit dem „Opus Klassik“ ausgezeichnet wurde.

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Martin Schicketanz

Der Bariton musiziert vorrangig im weiten Feld der Alten Musik und arbeitet mit namhaften europäischen Ensembles zusammen. Mit dem Dresdner Kammerchor und vor allem Hans-Christoph Rademann ist er eng verbunden – so war er an der Heinrich-Schütz-Gesamteinspielung beteiligt und übernimmt regelmäßig Basspartien.

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Dresdner Barockorchester

Seit seiner Gründung 1991 steht das Dresdner Barockorchester für die Synthese von authentischem Umgang mit den musikalischen Quellen,
historischem Instrumentarium und lebendigem Musizieren – und begegnet seinem Publikum im gegenwärtigen Augenblick.

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Dresdner Kammerchor

Strahlend, transparent, homogen und flexibel: Für seine einzigartige Klangkultur wird der Dresdner Kammerchor international geschätzt. Der Künstlerische Leiter Hans-Christoph Rademann prägt diesen unverwechselbaren Klang seit der Gründung 1985 und führte den Chor zu weltweitem Renommee.

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Hans-Christoph Rademann

Als Chorklangspezialist gehört Hans-Christoph Rademann zu den gefragtesten Dirigenten weltweit. Mit seiner Arbeit setzt er Maßstäbe für die historisch informierte, zeitgemäße Interpretation barocker Vokalmusik: transparent, lebendig und textorientiert. Er ist Gründer und Künstlerischer Leiter des Dresdner Kammerchores.

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